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Reisebericht zur Exkursion

Tavola Strozzi

Tavola Strozzi, Stadtansicht aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts

Das Exkursionsziel der Studierenden des Masterstudiums Kunstgeschichte an der TU Dresden 2018 war Neapel. Neapel – eine Stadt, deren Geschichte bis weit in die Antike zurück reicht, sich im Spätmittelalter zum kulturellen und politischen Zentrum Süditaliens entwickelt und sich heute als lebendige Metropole voller Gegensätze darstellt.

Nachdem während des Semesters die Kunst und Kulturgeschichte der Stadt intensiv beleuchtet wurden, brach die Exkursionsgruppe am 21. Juli 2018 nach Süditalien auf, um die Diskussionen und Erkenntnisse vor Ort weiter zu vertiefen. Geleitet wurde die Exkursion durch Prof. Dr. Bruno Klein sowie Ludwig Kallweit, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. Zudem begleiteten Frau Dr. Angela Dressen vom Harvard University Center for Italian Renaissance Studies, Florenz, Jan-David Menzel, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter, sowie die Kunsthistorikerin Frau Dr. Barbara Borngässer-Klein die Gruppe.

Exkursionsverlauf

Nachdem wir am Samstag, den 21. Juli verspätet in Dresden gestartet waren, strandeten wir zunächst für eine Nacht in Frankfurt und mussten am Sonntag, den 22. Juli über Rom nach Neapel reisen. Kurz nach Bezug unseres charmanten inmitten der Altstadt gelegenen Quartiers „Olimpo degli dei“ begann bereits das Besichtigungsprogramm. Zunächst besuchten wir die Galleria Umberto I, eine Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Einkaufpassage in unmittelbarer Nähe zum Teatro di San Carlo sowie der bedeutenden, zu Beginn des 19. Jahrhundert erbauten Piazza del Plebiscito mit der ehemaligen Königsresidenz Palazzo Reale und der Kirche San Francesco di Paola. Von der Piazza del Plebiscito aus besichtigten wir (leider nur von außen) die auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Festungsanlage Castel Nuovo.

Am Montag, den 23. Juli führte uns unser erster Weg in die Jesuitenkirche Gesù Nuovo mit einem bedeutenden Fresko des Malers Solimena und anschließend in den monumentalen Komplex des Klarissenkonvents Santa Chiara, der unter anderem als Grablege für den Anjou-König Robert, der Weise diente. Beide befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft an der Piazza Gesù gelegen, die ein wichtiges religiöses Zentrum im Mittelalter darstellte. Weitere Programmpunkte waren die Renaissance-Basilika Sant´ Anna dei Lombardi, das wichtigste Dominikanerkonvent Neapels San Domenico Maggiore sowie die als Grabstätte der adeligen Familie di Sangro errichtete prächtig ausgestattete barocke Capella Sansevero, in der Kirche Sant Angelo à Nilo das Brancaccio-Grabmal und schließlich der Renaissance-Palazzo der Adelsfamilie Diomede Carafa.

Der Dienstag, 24. Juli, führte uns raus aus der lauten und heißen Metropole: zunächst fuhren wir mit dem Regionalzug nach Ercolano / Herkulaneum, wo wir die eindrucksvolle antike Ausgrabungsstätte besichtigten, bevor es dann mit dem nächsten Zug in die entgegengesetzte Richtung nach Paestum ging. Dort begrüßte uns der deutsche Direktor Gabriel Zuchtriegel mit einem spannenden Vortrag über die Geschichte der antiken Stätte und ihrer bis heute hervorragend erhaltenen Tempel. Einige Exkursionisten machten sich anschließend auf den Weg zum nahe gelegenen Strand und stürzten sich wagemutig in die Fluten des Golf von Neapel.

Mittwoch, der 25. Juli: Das Programm des vierten Exkursionstag offenbarte den kulturellen Reichtum der Stadt von der Antike bis heute: Zunächst besichtigten wir die Kirche San Giovanni à Carbonara mit der gotisch angelegten Grablege von König Ladislaus, einem Gemälde Giorgio Vasaris sowie prächtigen Majoliken. Anschließend gewährte uns die Metrostation Museo einen ersten Einblick in das von der Kommune in den 19909er Jahren initiierte und viel beachtete Metro-Kunstprojekt „Restyling Naples“. In Bezugnahme auf das angrenzende Archäologische Museum, das auch wir anschließend besuchten, präsentiert der italienische Künstler Mimmo Jodice hier Porträtfotografien antiker Skulpturen. Das Archäologische Nationalmuseum Neapels vereint bedeutende Funde aus den umliegenden antiken Ausgrabungsstätten Pompeji, Herkulaneum und Paestum und beherbergt damit eine der bedeutendsten archäologischen Sammlungen weltweit. Darüber hinaus tritt das antike Erbe in den Sonderausstellungen des Museums immer wieder in einen spannenden Dialog mit aktuellen künstlerischen Positionen.

Am Abend besuchte ein Teil der Exkursionsgruppe eine Rigoletto-Vorstellung im Teatro di San Carlo. Anschließend trafen sich alle im SpazioNea – einer Kombination aus Galerie und Bar an der schönen Piazza Bellini.

Am Donnerstag, den 26. Juli ging es erneut auf Kirchentour: Wir besichtigten zunächst den in barocker Pracht ausgestatteten Dom Neapels, der unter Anderem die Schatzkammer und Reliquien des Schutzpatrons der Stadt San Gennaro beherbergt. Im Anschluss wurde als Beispiel für den durch die Bettelorden und Anjou eingeführten Einfluss der französischen Gotik die Saalkirche San Lorenzo Maggiore besucht, bevor es dann weiter in den Komplex der Klarissenkirche Santa Maria Donnaregina ging. Nach Abschluss der Kirchentour freuten sich alle Teilnehmer*innen darauf, im MADRE Museo d´Arte Contemporanea Donnaregina in die zeitgenössische Kunst einzutauchen.

Der Morgen des Freitag, 27. Juli begann mit einem Nachholtermin: nachdem wir aufgrund unserer verspäteten Ankunft in Neapel die Hauptpost am Sonntag nicht besichtigen konnten, besuchten wir nun zumindest kurz den aus der Zeit des italienischen Faschismus stammenden Palazzo delle Poste und die unter Mussolini komplett neu gestaltete Piazza Matteotti. Im Anschluss ging in den Untergrund: zu der als schönste U-Bahn Station Neapels geltenden Station Toledo, die im Eingangsbereich von einem Wandfries von William Kentridge geschmückt wird. Die Gestaltung der Abgänge oblag den Künstlern Oscar Tusquets Blanca und Robert Wilson, die eine beeindruckende Rauminstallation schufen. Von Toledo aus fuhren wir zum Museo Capodimonte in der im 18. Jahrhundert errichteten ehemaligen Sommerresidenz Reggia di Capodimonte der über Sizilien herrschenden Bourbonen. Das Museum beherbergt eine bedeutende Sammlung an Gemälden von Tizian über Brueghel bis Michelangelo sowie Kollektionen von Majoliken und Porzellan, die jedoch alle leider nur in Teilen zugänglich waren. Der folgende Weg führte ans Meer, zur Stazione Zoologica, ein biologisches Forschungsinstitut, das Ende des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Zoologen Anton Dohrn begründet wurde, der einen Saal des Gebäudes mit Fresken von Hans von Marées und Adolf von Hildebrand ausgestalten ließ. Am frühen Abend ging es auf Street Art Streiftour durch die Quartieri Spagnoli, in denen uns immer wieder Graffitis des Künstlerduos Cyop & Kaf begegneten, die teils in direkter Zusammenarbeit mit den Bewohners dieses dicht besiedelten, ursprünglich der Kasernierung von Soldaten dienendes Viertels entstanden.

Der vorletzte Exkursionstag (Samstag, der 28. Juli) führte uns noch einmal hinaus aus dem Trubel der Altstadt – nach Caserta, wo sich eine der größten Palastanlagen Europas befindet, das im 18. Jahrhundert erbaute Bourbonenschloss des König Karl VII. von Neapel-Sizilien. 40 km von Neapel entfernt liegt es in einem weitläufigen Park, in dem wir die aufwendigen Wasserspiele bewundern konnten. Viele nutzten den Park nach der Besichtigung noch für ausgiebige Spaziergänge, bevor man sich am Abend zum gemeinsamen Abschlussessen an der Piazza Gesù wiedertraf.

Sonntag, 29. Juli: Zum Abschied gönnen wir uns noch das grandiose Panorama des Golf von Neapel, betrachtet vom Hausberg Neapels – dem Voméro, genauer von der auf die Anjou zurück gehende Festungsanlage Castel Sant´Elmo. Auch das benachbarte Kloster Certosa di San Martino wurde noch besichtigt, bevor die Zeit zur Abreise drängte.

Der Rückflug führte dann über München und Frankfurt zurück nach Dresden. Das Gepäck blieb dabei zwar zunächst auf der Strecke, doch unsere Köpfe kamen dafür mehr als prall gefüllt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen zuhause an. Wer sich auch visuell einen Eindruck von unserer Exkursion verschaffen will, wirft einen Blick ins Album.

Autor: Lena Ludwig-Hartung

Gruppenbild 2
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